Jugend schreibt - in Rumänien und der Ukraine

 

Eine rumänisch-ukrainische Jugendzeitschrift? Große Premiere nicht nur für die Initiator:innen des Projekts „Jugend schreibt“, sondern vor allem für die jungen Autor:innen und Nachwuchsjournalist:innen. Insgesamt neun Schüler:innen im Alter von 15 bis 19 Jahren aus Rumänien und der Ukraine haben im Rahmen des einwöchigen Schreibprojekts vom 12.-17. Juli 2021 journalistisches Know-how erworben, das erforderliche Werkzeug rund um journalistisches Arbeiten vermittelt bekommen und so ihre Schreibkünste verbessert.

Der 12. Juli 2021 bildete den Auftakt: Ruxandra Stanescu, stellv. Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, eröffnete die Woche zum journalistischen Arbeiten mit einem digitalen Workshop zur Themenfindung und Recherche und lieferte wertvolle Tipps und Tricks zum Verfassen eines Artikels.

Lernen von den Besten: neben theoretischem Wissen von Journalist:innen gab es auch praktische Tipps, wie der eigene Artikel gelingt. Die Jugendlichen erfuhren außerdem im Rahmen von Redaktionsbesuchen und Präsenztreffen mit Expert:innen mehr über die Arbeit bei einer Zeitung und den Job von Journalist:innen. Vor Ort in Sathmar durften wir Adrian Caraba, Obiectiv-SM, sowie Gabriela Rist, ADZ und Schwabenpost, begrüßen. Außerdem waren wir bei Informația Zilei zu Gast.

Die Ergebnisse des einwöchigen Workshops können sich sehen lassen: die Jugendlichen erstellten in Teams je nach Interesse eigene Artikel u.a. zu gesellschaftlichen und politischen Themen. Mit dabei etwa Artikel über Jugendbücher, Freiwilligenarbeit und ehrenamtliches Engagement, die Bundestagswahlen in Deutschland oder die Rolle von Social Media.

Alle Artikel werden in einem Printmagazin veröffentlicht sowie online zugänglich gemacht. Wann und wo die erste Ausgabe der rumänisch-ukrainischen Jugendzeitschrift „Jugend schreibt“ erhältlich sein wird, wird noch bekannt gegeben.

Im interkulturellen Kontext wird oft darüber gesprochen, wie wichtig es ist, länderübergreifenden Dialog und Austausch zu fördern und Brücken zu bauen. Mit dem Projekt „Jugend schreibt“ wollten wir genau dies tun. Eine zukünftige Zusammenarbeit und Weiterführung des Projekts ist geplant. Bei „Jugend schreibt“ handelte sich um ein länderübergreifendes Kooperationsprojekt mit der Deutschen Jugend in Transkarpatien und dem dort ansässigen ifa-Kulturmanager Patrick Vosen. Das Projekt wurde unterstützt vom Institut für Auslandsbeziehungen und gefördert aus Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.

Poetry-Slam-Workshop Juni 2021

 

Am 17., 25. und 26. Juni 2021 war es so weit: Slam Poet Niklas Ehrentreich aus Deutschland hat in einem digitalen Workshop Jugendlichen aus Rumänien die Dichterkunst nähergebracht. Die Teilnehmenden lernten an drei Tagen, was Poetry Slam ist, was es so besonders und interessant macht, wie man selbst zum Slam Poeten wird und sich kreativ und künstlerisch an eigenen Texten versuchen kann.

Zum Auftakt stellte Workshopleiter Niklas Ehrentreich, der über ein Jahrzehnt an Erfahrungen in der Slam-Szene mitbringt, die Kunst des "Dichterwettstreits" vor, erklärte, was das Besondere sei und weshalb der Poetry Slam eigentlich von Live-Performances lebe. Den Auftakt bildeten erste kurze Schreibübungen. Hier wurden die Teilnehmenden bereits gefordert: unter Zeitdruck hieß es, Gedichte oder kurze Texte zu einem ganz bestimmten Thema oder einem Bild zu schreiben - auf Deutsch. Bereits nach diesen Übungen entstanden erste Texte, die sich sehen lassen konnten. Dass Poetry Slam nicht etwa "nur" Gedichte schreiben heißt, wurde den Teilnehmenden schnell klar. So lernten sie im Laufe des Workshops verschiedene Arten von Poetry-Slam-Texten kennen und konnten sich hinsichtlich Stil und Inhalt ausprobieren. Im Folgenden widmeten sich Workshopleiter und Teilnehmende einem weiteren wichtigen Werkzeug beim Poetry Slam: der Stimme. Nun ging es darum zu verstehen, dass die Art und Weise einen Text vorzutragen eine entscheidende Rolle spielt. Wie gelingt es, den Inhalt und die enthaltenen Emotionen und Gefühle dem Publikum darzubieten? Wie lässt sich beispielsweise mit der Lautstärke der Stimme spielen? Wie erzeuge ich Spannung, wie vermittle ich Traurigkeit oder wie Begeisterung?

Das große Finale des digitalen Workshops bildete eine Online-Live-Performance. Hierzu hatten die jungen Poetry Slammer die Möglichkeit, ihre Texte - an denen sie teilweise zwei Tage gearbeitet hatten - vor der Runde vorzutragen. Digitaler Applaus war garantiert! Niklas Ehrentreich konnte junge Poetinnen und Poeten begeistern, ihre Gedanken, ihre Ideen und ihre Stimmen kreativ auszudrücken. Im Rahmen des Poetry-Slam-Workshops entstanden so kürzere, längere, reimende, freie, witzige, ernste, rhythmische, dynamische und vor allem ganz individuelle Texte.

Für alle Interessierten gibt es hier sowie auf Facebook und Instagram ein paar Eindrücke vom Workshop.

Beim Poetry-Slam-Workshop handelte es sich um ein länderübergreifendes Kooperationsprojekt mit der Deutschen Bühne Ungarn, gefördert vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und durch Mittel des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.

Stadtrallye: auf den Spuren der Deutschen

 

Am 22. Juni 2021 machten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7b vom Deutschen Theoretischen Lyzeum Johann Ettinger auf deutsche Spurensuche durch Sathmar. Im Rahmen einer Stadtrallye erkundeten sie in 3-/4-er Teams Orte mit deutschen Bezügen und setzten sich in spielerischer und abenteuerlicher Weise mit dem Thema der deutschen Minderheit in Sathmar auseinander.

Nach rund eineinhalb Stunden waren die ersten Gruppen zurück. Einen Gruppensieger gab es natürlich auch. Nachdem sich bei einem kleinen Mittagessen alle erholt hatten, wurde das Siegerteam gekürt, das Team Satu-Mare-Express. Als Gewinn erhielten die vier Teammitglieder*innen einen Kinogutschein.

Wir bedanken uns bei der Deutschlehrerin der 7b, Ildikó Bodnár, für das Interesse und die Unterstützung und vor allem bei allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern für’s Mitmachen!

Das Projekt wurde unterstützt vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und gefördert mit Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland.

 

"Transylvanien spricht" mit Paula Dörr

 

 

Am 25. Mai 2021 hatten wir bei "Transylvanien spricht" Paula Dörr zu Gast. Umweltbewusstein begleitet die 15-jährige Schülerin gefühlt schon ihr ganzes Leben lang.

Vor zwei Jahren dann entschloss sie sich Fridays For Future anzuschließen. Als die Aktivitäten durch die startende Coronapandemie im letzten Jahr stark eingeschränkt wurden, beschloss Paula ihr Engagement auf andere Weise fortzusetzen. Es ging kurzerhand von der Straße rein an den Schreibtisch.

So ist dann ihr Buch "Yes, we care!" entstanden. Warum Paula sich engagiert, was sie sich davon erhofft und wie sie es schafft, andere zu motivieren und zu inspirieren, sich aktiv für die Umwelt und das Klima einzusetzen, das hat sie uns gestern verraten.

Unser Fazit: sehr eindrucksvoll! Wir danken Paula und allen Teilnehmenden für den gelungenen Austausch!

Für alle, die in die letzte Folge von "Transylvanien spricht" reinschauen möchten und interessiert sind, mehr über Paula Dörr und ihr Umweltengagement zu erfahren, gibt es das Video jetzt auf Youtube unter bit.ly/transylvanienspricht-pauladörr

Start Podcast: Kultur, Geschichte und Zeitgeschehen der Sathmarer Schwaben

Der wöchentliche Podcast zur Kultur, Geschichte und aktuellen Themen der Sathmarer Schwaben ist nun online über die Plattform Anchor sowie über die weiteren Podcast-Plattformen

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Breaker

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Bald auch auf Google Podcasts und weiteren Plattformen verfügbar.

Wöchentlich präsentiert ifa-Kulturmanager Arthur Glaser eine Folge zu den unterschiedlichen Themenbereichen.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Hören!

"Transylvanien spricht" mit Andór Barabas

 

Zum Thema „Zwischen Zeiden und Berlin – erfolgreich auf europäischem Parkett“ spricht am 16.03. um 15 Uhr Andór Barabas, Präsident der Jugend der europäischen Volksgruppen (JEV) online über seine Arbeit und sein Engagement. Hast Du Lust mehr zu erfahren und Deutsch zu sprechen? Dann komm mit dazu und bereichere die Diskussion. Wir freuen uns auf Dich!

Für alle, die in diese Folge von "Transylvanien spricht" reinschauen möchten, gibt es das Video jetzt auf YouTube.

Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt des Hermannstädter Forums, dem Jugendzentrum Seligstadt sowie dem Demokratischen Forum Sathmar und dem Kulturverband Sathmarense.

Unterricht in Zeiten des Coronavirus

                                                     

Seit dem 11. März 2020 sind in Rumänien die Schulen landesweit zur Prävention der Ausbreitung des Covid-19 geschlossen. Hierzu gehört auch das Deutsche Theoretische Lyzeum „Johann Ettinger“ in Sathmar. Die DaM-Schule steht somit wie viele andere Schulen vor besonderen Herausforderungen, die Schüler sowie Lehrkräfte zugleich betreffen. Frau Iulia Sirbu-Hölzli unterrichtet an der deutschen Schule in Sathmar und gab im Interview mit ifa-Kulturmanager Arthur Glaser Einblicke in die momentane Unterrichtssituation.

Diese neue Situation stellt sicher alle Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen. Sie unterrichten nun ihre Klassen digital. Wie funktioniert das?

Es ist auf jeden Fall etwas Neues für uns alle. Plötzlich mussten wir alles ändern, was wir wussten. Wir mussten unsere Methoden ändern. Anfangs war es schwierig, ich persönlich habe die ersten Wochen genutzt, um zu lernen und um mich zu entscheiden, welche Tools verwendet werden sollen, da es viele davon gibt.

Welche Tools benutzen sie gegenwärtig für den Online-Unterricht?

Ich benutze fast jeden Tag Google Classroom und Zoom, aber auch andere wie Loom, Quizlet, Google Jamboard, Kahoot und andere.

                                                   

 Wie nehmen die Schüler/Innen das Angebot dieses Unterrichts an? Wie ist das Feedback?

Das Feedback ist bisher positiv. Natürlich genießen sie diese digitalen Werkzeuge, aber es ist schwer für sie. In erster Linie vermissen sie ihre Freunde und sie haben momentan viele Hausaufgaben. Obwohl es etwas komisch klingt, vermissen sie auch die Schule und ihre Lehrer.

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Schüler während der Corona-Pandemie ganz besonders?

Ich glaube, es ist im Moment wirklich schwer für sie. Ich bin sehr stolz auf sie, weil sie drinnen geblieben sind, alle Regeln respektiert haben. Stellen Sie sich also vor, Sie stecken wochenlang vor dem Computer fest und machen Hausaufgaben. Sie müssen die Motivation finden, gesund und optimistisch zu bleiben, ich fürchte hauptsächlich um ihre geistige Gesundheit, nicht nur um ihre, aber auch um unsere.

Sehen Sie durch diese Art des Unterrichts auch Chancen, die man im „analogen“ Unterricht so nicht hat? Nutzen Sie bspw. pädagogische Elemente, die sie im Klassenzimmer nicht verwenden?

Ich denke, wir können jetzt alle Arten von Ressourcen nutzen, virtuelle Museumstouren oder interaktive Karten nutzen oder auch interaktive Spiele.. Das sind Möglichkeiten, die wir im analogen Unterricht so nicht haben oder die wir nicht so oft benutzen können. Ich denke, ein gewisses Gleichgewicht zwischen den beiden wäre ideal.

 

                                                     

 

Haben Sie Rückmeldung auch seitens der Eltern?

Insgesamt zeigen die Eltern eine positive Reaktion. Ich denke, sie sind dankbar für jede helfende Hand, die sie bekommen. Ich verstehe es, ich bin auch selbst Mutter. Es ist eine schwierige Zeit für uns alle und wir müssen einen Mittelweg finden, damit wir alle diese Zeiten überwinden können.

Denken Sie, dass die momentane Unterrichtsphase auch nachhaltig Spuren im rumänischen Schulsystem hinterlassen wird. Beispielsweise auch zu mehr Digitalisierung in den Schulen führt?

Das hoffe ich doch. Wenn nicht, dann haben wir ein Problem. Wir leben in einer  Welt, die sich ständig verändert und unser Bildungssystem muss anpassungsfähig sein.

 

Fotos: Iulia Sirbu-Hölzli

Bekanntmachung zum COVID-19

Der Sitz des DFD Sathmar sowie alle Aktivitäten und Veranstaltungen des Forums werden, bis auf Weiteres, zur Prävention der Ausbreitung des COVID-19, geschlossen bzw. verschoben.
Sie können uns telefonisch unter 0261-713629 oder 0726 679 655 kontaktieren.

FDG Satu Mare își suspendă activitățile cu publicul pentru prevenirea râspândirii COVID-19.
Ne puteti contacta telefonic la 0261-713629 sau la 0726 679 655.

Interview mit dem deutschen Botschafter Cord Meier-Klodt im Kulturtreff

Im Rahmen des ifa-Netzwerktreffens in Sathmar, am 19.02.2020, führte die Stellv. Abteilungsleiterin Dialoge des Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Karoline Gil, ein Interview mit dem deutschen Botschafter in Rumänien, Herrn Cord Meier-Klodt, im Kulturtreff.

Video Interview

 

ifa-Regionalwoche 2020 in Sathmar

Vom 17.-21. Februar traffen sich die ifa-Kulturmanger/innen sowie die Koordinatoren/innen der Region Rumänien, Ungarn, Serbien und der Ukraine zur jährlichen Mitarbeiterwoche. Dieses Jahr war der Entsendeort Sathmar Gastgeber. Im Rahmen der Regionalwoche fand auch am 19.02. das ifa-Netzwerktreffen statt. Hierbei trafen sich u.a. Vertreter der Gastinstitutionen, ehemalige ifa-Mitarbeiter sowie der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt und der Konsul aus Temeswar, Herr Ralf Krautkrämer zum Austausch. Das Netzwerktreffen wurde im Wendelin-Fuhrmann-Saal des Kulturtreffs veranstaltet. Dieses Jahr feiert das ifa-Entsendeprogramm zudemauch sein 25-jähriges Bestehen.

Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Johann Forstenheizler

Johann Forstenheizler, der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen, wurde vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die hohe Auszeichnung wurde ihm am Mittwoch, den 19. Februar 2020 vom deutschen Botschafter Cord Meier-Klodt in festlichem Rahmen überreicht.

 

   

  

 

  

 

Recherchereise "Auf den Spuren der Sathmarer Schwaben"

„Vom Suchen und Finden der eigenen Identität“ – Von Nordsiebenbürgen nach Ulm und Mittelfranken

Die ehemalige Reichsstadt Ulm, ist eine an der Donau am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb an der Grenze zum Freistaat Bayern gelegene Universitätsstadt und mit ihren ca. 125 000 Einwohnern wahrlich keine Metropole. Dennoch hat sie zu Rumänien eine, vielen Menschen unbekannte Beziehung.

 

 

Vor über 300 Jahren machten sich viele Schwaben und Auswanderer aus süddeutschen und sonstigen deutschsprachigen Regionen von Ulm aus über die Donau auf den Weg in ein neues Land - ein neues Leben. Die Vorfahren vieler Donauschwaben begaben sich genau auf diese Reise. Der Fluss, der in Donaueschingen entspringt, war daher auch namensgebend in der Genese des modernen Begriffs „Donauschwaben“, der erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Weg in die Wissenschaft fand. Ulm war und ist daher ein Ort von historischer Bedeutsamkeit. Die Relevanz dieser Migrationsgeschichte lässt sich auch heute noch am Donauufer entdecken. Gestiftete Tafeln verschiedener Gruppen der Donauschwaben, erinnern an die Auswanderung und deren Schicksal.

Auf diesen Spuren wandelten vom 22. bis 26. August auch 33 langjährige Mitglieder und Förderer des Demokratischen Forums der Region Nordsiebenbürgen. Die Recherchereise „Auf den Spuren der Sathmarer Schwaben“ war auch als weiterführender Impuls des Geschichtsprojektes mit dem selben Namen, in dessen Verlauf bereits 2017 acht Jugendliche aus Sathmar, unter der Leitung von ifa-Kulturmanager Arthur Glaser, in Ulm ihre eigene Geschichte rekonstruierten. Nun war es an der vorherigen Generation, sich auf dieselbe Spurensuche zu begeben. Die Recherchereise hatte nicht nur den Zweck, den Teilnehmern zu ermöglichen auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte zu gehen, sondern vielmehr auch eine Multiplikatorenfunktion. Engagierte innerhalb der diversen Orts- und Kreisforen sollen durch das Gesehene und Erlebte aktiviert werden, die historische Aufarbeitung auch in den Heimatorten mit schwäbischer Geschichte in Nordsiebenbürgen in Form von Kultur- und Bildungsangeboten zu entfalten. Viele Sathmarer Schwaben haben im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts nicht nur den Bezug zur deutschen Sprache und zum schwäbischen Dialekt verloren, sondern vielmehr auch den Bezug zur eigenen Identität. Die Recherche soll daher auch einen identitätsstiftendes Element sein. Die Reise führte die Gruppe durch die Länder Ungarn und Österreich bis in den Süden Deutschlands der sog. „Urheimat“ nach Ulm und anschließend in die Region Nürnberg.

 

Am 23. August konnten die Teilnehmer aus dem vollen Brunnen der historischen Spuren der Stadt Ulm schöpfen. Museums- und Stadtführer Jörg Zenker, führte die Gruppe durch die sehenswerte Dauerausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums (DZM). Auf etwa 1.500 m² Ausstellungsfläche erzählt das Museum, welches sich nur wenige hundert Meter vom Donauufer befindet, die wechselvolle Geschichte der Donauschwaben vom späten 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zur Gruppe der Donauschwaben gehören auch die Sathmarer Schwaben. Schon der Modellnachbau einer Ulmer Schachtel vor dem Museum, lässt den Besucher bereits vor dem Eintritt in die Geschichte eintauchen. Den Teilnehmern wurde so eine kulturhistorische Schatzkiste geöffnet, aus der sie sich bedienen konnten. Einige Ausstellungsstücke berührten besonders, da sie mit Kindheitserinnerungen und –erlebnissen assoziiert wurden. Der Gruppe wurde so auch vor Augen geführt, unter welchen Umständen ihre Vorfahren einst ihre Heimat verließen, um im damaligen Ungarnland eine neue zu finden und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert waren. Im Anschluss des Museumsbesuchs führte Jörg Zenker die Gruppe aus Nordsiebenbürgen mit seiner Expertise durch die Stadt. Vom Donauufer ins Fischerviertel, vorbei am schiefsten Hotel der Welt, zum Haus, wo einst die Großmutter Albert Einsteins wohnte. Von dort aus wurde das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt in Angriff genommen. Die Stadt an der Donau ist voll von historischen Spuren der Donauschwaben. Jeder, der auf diesen auch heute noch wandelt, kann ein Stück eigener Geschichte nacherleben. Im Anschluss führte Otto Buchmüller, ehemaliger Vorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, die Gruppe auch zum Ulmer Schwal. Die heute auf der Donauseite Neu-Ulms liegende Insel, fungierte als Ablegestelle vieler Ulmer Schachteln, auf denen die Aussiedler mit Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Weg donauabwärts in ein neues Leben starteten. Nachdem Mittagessen konnten die Teilnehmer auch genau diesen Weg, auch wenn nur in der Form einer einstündigen Donauschifffahrt, nacherleben. Gegen Abend stieß auch Thomas Erös, Vorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, zur Gruppe und begrüßte die Landsleute.

Am 24. August machte sich die Gruppe von Ulm aus auf den Weg Richtung Mittelfranken. Dies war nicht nur eine geographische Weiterreise sondern in erster Linie auch eine historische. In der Region Mittelfranken vor allem Nürnberg, Hersbruck, Lauf an der Pegnitz sowie Schwabach  fanden viele Sathmarer Schwaben in den Nachkriegsjahren, den 1970er und 80er sowie nach der Revolution von 1989 eine neue Heimat. Hier wird heute noch sathmarschwäbische Kultur aktiv gelebt. Besonders hervorzuheben ist die HOG (Heimatortsgemeinschaft) Schandern, die das Kulturleben der alten Heimat aufrechterhält und tradiert. In Nürnberg standen zunächst ein Empfang sowie ein Mittagessen im Haus der Heimat auf dem Programm. Das Haus der Heimat fungiert seit 1998 als Begegnungsstätte für deutsche Vertriebene und Aussiedler aus (Süd-)Osteuropa. Die Geschäftsführerin des Hauses, Frau Doris Hutter, welche selbst aus Rumänien stammt, begrüßte die Gäste im Begegnungszentrum. Im Anschluss machte sich die Gruppe aus Nordsiebenbürgen auf die Entdeckung der Stadt Nürnberg. Hierzu gehörte auch der Besuch des historischen Zeppelinfeldes, dass den Nationalsozialisten als Reichsparteitagsgelände diente. In Sichtweite dieser historischen Stätte befand sich die Erstaufnahmeeinrichtung, die für viele Sathmarer Schwaben, welche als Aussiedler nach Deutschland kamen als erste Unterkunft und Durchlaufsstation diente.  In Form einer Stadtführung konnten die Teilnehmer ebenso in die reichhaltige Geschichte der Stadt eintauchen. Am folgenden Tag besuchte die Gruppe in der Gemeinde Hersbruck den Gottesdienst, der auch von Pater Tiberius Schupler, der ebenfalls der Gruppe aus Sathmar angehörte, mitzelebriert wurde. In der Gemeinde Hersbruck und Umgebung leben heute eine Vielzahl Sathmarer Schwaben, vor allem aus der Ortschaft Schandern. Dem Gottesdienst folgte ein gemütliches Beisammensein mit Landsleuten und Mitgliedern der Kirchengemeinde Hersrbruck. Vorstandsmitglied der HOG Schandern, Paul Kaiser, führte die Gruppe anschließend durch Hersbruck, welches ebenfalls über eine herausragende Geschichte verfügt. Zur Führung  gehörte auch die Station des Dokumentationsortes Hersbruck. Das Dokumentationszentrum besteht aus einem begehbaren trapezförmigen Bauwerk, das auf die Installation in Happurg ausgerichtet ist. Der Kubus stellt die individuellen Schicksale der Gefangenen des KZ-Außenlagers Hersbruck in den Mittelpunkt. Auf einen Medientisch werden die Namen von rund 9.000 Häftlingen projiziert. Herr Kaiser führte der Gruppe vor Augen, dass bereits wärhend des Zweiten Weltkrieges Menschen aus der Region Sathmar durch die Kriegsumstände nach Hersbruck kamen.  Hier und vor allem in der Region schloss sich somit auch der Kreis der Recherchereise, der in Ulm mit der Auswanderung im 18. Jahrhundert begonnen hatte und heute viele Sathmarer Schwaben und die nachfolgenenden Generationen eine neue Heimat gefunden haben. Besonderen Dank für die Unterstützung, Organisation und herzliche Gastfreundschaft an Frau Anna Steinbinder, Paul Kaiser, dem Ehepaar Toma, der gesamten HOG Schandern sowie dem Team des Haus der Heimat, die den Aufenthalt der Gruppe unvergesslich gemacht haben. Ebenfalls gilt auch dem Team des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm ein besonderer Dank. Die Gruppe aus Nordsiebenbürgen konnte sich am 26. August mit vielen schönen Erinnerungen, Eindrücken sowie neuen Impulsen zurück auf den Weg nach Rumänien machen.

Die Recherchereise konnte neben den Eigenbeiträgen der Teilnehmer, durch die großzügige finanzielle Unterstützung folgender Förderer und Sponsoren ermöglicht werden: Haus des Deutschen Ostens, Landesforum, Kulturverband Sathmarense, Steiger SRL, Dacorim Prox SRL, SC Infotir SRL.

Beitrag der Deutschen Minderheit zur Großen Vereinigung 1918

 Perspektiven der deutschen Minderheit während und nach der „Großen Vereinigung“ von 1918

 

Der Vereinigung vom 1. Dezember 1918 und Bildung von Großrumänien stimmten die verschiedenen deutschen Siedlergruppen zu unterschiedlichen Terminen bei. Am 26. November 1918 waren es die aus der Bukowina, am 9. Dezember 1918 waren es die in Bukarest lebenden Deutschen, die Siebenbürger Sachsen taten dieses am 8. Januar 1919 auf der sächsischen Nationalversammlung in Mediasch, die aus Bessarabien taten es im März 1919, am 10. August 1919 bei der Vollversammlung der Banater Schwaben in Temeswar folgte deren Zusage. Gab es vor der Vereinigung und Bildung Großrumäniens zwischen den deutschen Siedlungsgruppen nur sporadische Verbindungen, waren mit der Bildung des einheitlichen Nationalstaates die Voraussetzungen geschaffen, dass sich auch diese Bevölkerungsgruppen zusammenschließen. Am 6. September 1919 hatten sich in Temeswar die Vertreter aller deutschen Siedlungsgruppen zu einer Versammlung getroffen, wobei ein gemeinsames Wahlprogramm unter Anleitung von Rudolf Brandsch angenommen wurde. Daraufhin konnte 1921 der Verband der Deutschen in Rumänien gegründet werden, dessen erster Vorsitzender Rudolf Brandsch bis 1931 war, und ihm dann der Schwabe Kaspar Muth von 1931 bis 1935 folgte. Laut der Volkszählung vom 29. Dezember 1930 lebten auf dem damaligen Landesgebiet 18.057.028 Bewohner, davon 12.981.324 Rumänen, 745.421 Deutsche, 728.115 Juden. Was die damalige Zahl der deutschen Siedlergruppen auf dem heutigen Gebiet Rumäniens betrifft, waren es insgesamt 625.000 deutsche Angehörige, davon 280.000 Banater Schwaben, 238.000 Siebenbürger Sachsen, 22.000 Sathmarschwaben, 40.000 Bukowinadeutsche, 12.000 Dobrudschadeutsche, 33.000 Deutsche in anderen Gebieten des Landes. Diese gehörten dem Verband der Deutschen in Rumänien an, der dann dem 1922 von Rudolf Brandsch gegründeten Verband der deutschen Volksgruppen in Europa beitrat, dessen Vorsitzender er fast zehn Jahre bleiben sollte.